Zuletzt aktualisiert am 11/09/2024
Selten habe ich zu einem Thema so viele unterschiedliche Meinungen gehört und gelesen wie zum Thema Amateurfunk.
- Das hab ich früher auch gemacht, ich hatte auch ein CB-Funkgerät!
- Gibt es das denn heute noch in Zeiten von Handys?
- Wer macht das denn heute noch?
- Amateurfunk, nie gehört, was soll das sein!
Übliche Aussagen, wenn Bürger mit dem Thema Amateurfunk konfrontiert werden.
Dazu kommen üblicherweise Bedenken und Anmerkungen wie “Strahlenbelastung”, Antennenphobie, vermeintlich höhere Gefährdungen durch Blitzeinschlag in die Antenne, usw. usw. usw., die überwiegend in das Reich der subjektiven Laieninterpretation gehören.
Buchen sollst Du suchen, Eichen sollst Du weichen!
Die Auflistung der vermeintlichen Gefahren durch Funktechnik ließe sich noch weiterführen, ich will an dieser Stelle darauf aber verzichten und versuchen, den Amateurfunk in einem objektiven Licht darzustellen.
Technisch-wissenschaftlicher Funkdienst
Grundsätzlich handelt es sich beim Amateurfunkdienst und dem Amateurfunkdienst über Satelliten um einen technisch-wissenschaftlichen Funkdienst wobei der Fokus nicht unbedingt auf der damit möglichen Kommunikation liegt, sondern auf der Erforschung der technischen Möglichkeiten durch die Funkamateure, die die Funktechnik der Gesellschaft bietet.
Definition Amateurfunkdienst
Ein Funkdienst (englisch radiocommunication service) umfasst entsprechend der Definition der Vollzugsordnung für den Funkdienst (VO Funk) der Internationalen Fernmeldeunion (ITU) die Gesamtheit der Funkanwendungen oder Funknutzungen, deren Verwendungszweck ein wesentliches gemeinsames Merkmal besitzt. Er kann u. a. der Übermittlung, der Aussendung oder dem Empfang von Funkwellen für Zwecke des Fernmeldeverkehrs oder der Radioastronomie dienen. Funkdienste können rein zivil, militärisch oder für Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) genutzt werden.
Quelle: Funkdienst – Wikipedia
Somit gehört der Amateurfunkdienst und der Amateurfunkdienst über Satelliten zu den zivilen technisch-wissenschaftlichen Funkdiensten und unterscheidet sich dadurch maßgeblich von anderen Funkanwendungen wie z.B. dem Jedermannfunk (z.B. CB-Funk, PMR446, Freenet, usw.).
Der Amateurfunkdienst ist also ein ziviler, technisch-wissenschaftlicher Funkdienst.
Gesetzliche Grundlage
Der Amateurfunkdienst und der Amateurfunkdienst über Satelliten finden ihre gesetzliche Grundlage im;
- Amateurfunkgesetz (AFuG) und in der
- Amateurfunkverordnung (AFuV).
Begriffsdefinitionen
Im Amateurfunkgesetz sind im § 2 (Begriffsbestimmungen) einige Begriffe definiert. Sie sollten in dieser Form im Zusammenhang mit dem Amateurfunkdienst auch unbedingt zur Anwendung kommen und nicht nach belieben durch andere Begriffe ausgetauscht werden.
Definiert sind “der Funkamateur”, “der Amateurfunkdienst” und “die Amateurfunkstelle”. Ich will die Definitionen hier jetzt nicht näher auflisten, man kann sie ja dort nachlesen. Fakt ist, dass es gesetzlich geschützte Definitionen (Legaldefinition) für den Amateurfunkdienst und seine Teilnehmer gibt.
Leider wird da heute an Begriffen einiges durcheinandergeworfen und das ist meiner Meinung nach auch ein Grund, warum der Amateurfunkdienst in der Öffentlichkeit nicht mehr wahrgenommen wird.
Manchmal arbeiten wir aber auch selbst daran, dass sich unser Image nicht verbessert!
- Amateurfunkdienst
- Funkamateur
- Amateurfunkstelle
- Amateurfunkprüfungsbescheinigung (Ergebnis der Prüfung)
- Amateurfunkzulassung (ugs. Lizenz)
Definition Amateur
Über diesen Begriff streiten sich die Geister, insbesondere bei den Funkamateuren. Haftet diesem Begriff doch etwas Laienhaftes an.
Ein Amateur (französisch, von lateinisch amator ‚Liebhaber‘) ist eine Person, die – im Gegensatz zum Profi – eine Tätigkeit aus Liebhaberei ausübt, ohne einen Beruf daraus zu machen bzw. Geld für ihre Leistung zu erhalten. Beide Begriffe bieten Anlass für Kritik. Ein Amateur ist meist ein Laie (griech. λαός laós ‚Volk‘ über λαϊκός laikós ‚zum Volk gehörig‘ und kirchenlateinisch laicus der ‚(kirchliche) Laie‘). Viele Amateure sind für ihre Tätigkeit nicht formal ausgebildet, im Unterschied zur Fachkraft („der im Fachgebiet ausgebildeten“).
Die Begriffe Laie und Amateur sagen im Einzelfall wenig über die Sachkenntnis aus, die durchaus professionelles Niveau haben kann. Dagegen wird der Begriff „amateurhaft“ abwertend im Sinne von „nicht auf professionellem Niveau“ gebraucht. Aus diesem Grund wird zur Beschreibung einer zwar als Amateur ausgeübten, aber dennoch als professionell anzusehenden Leistung häufig der Begriff der „Semi-Professionalität“ verwendet.
Quelle: Amateur – Wikipedia
Trifft das auf den Funkamateur in dieser Form eigentlich zu?
Formale Ausbildung
Viele Amateure sind für ihre Tätigkeit nicht formal ausgebildet, schreibt die Wikipedia.
Das trifft auf die Funkamateure aber nicht unbedingt zu. Ja, es gibt keinen formalen Ausbildungsgang “Funkamateur”, weder als Ausbildungsberuf noch als Studium. Es gibt aber gut strukturierte Ausbildungsrahmen die zum Ziel haben, bei der Bundesnetzagentur (BNetzA) eine Amateurfunkprüfungsbescheinigung zu erlangen um am Amateurfunkdienst teilnehmen zu dürfen.
Der Weg bis zur Zulassung stellt sich wie folgt dar:
- strukturierte Ausbildung (Ausbildungsinhalte) bei z.B. bei privaten Anbietern
- staatliche Prüfung (Erlangung der Amateurfunkprüfungsbescheinigung)
- Teilnahme am Amateurfunkdienst (Beantragung eines Amateurfunkrufzeichens)
Das Objekt der Begierde, die Zulassung zur Teilnahme am Amateurfunkdienst.
Fazit
- Der Amateurfunkdienst und der Amateurfunkdienst über Satelliten ist ein ziviler, technisch-wissenschaftlicher Funkdienst
- Der Amateurfunkdienst und der Amateurfunkdienst über Satelliten sind im Amateurfunkgesetz (AFuG) und in der Amateurfunkverordnung (AFuV) gesetzlich verankert
- Um am Amateurfunkdienst und am Amateurfunkdienst über Satelliten teilnehmen zu dürfen ist zunächst eine;
- eine Ausbildung,
- eine Zulassung (BNetzA) und
- eine staatliche Prüfung (BNetzA)
erforderlich.
Funkamateure sind deshalb alles andere als “amateurhaft”, vielmehr sind sie im Bereich der Semiprofessionalität zu verorten.
Und deshalb finden sich auch Nobelpreisträger wie wie Joseph Hooton Taylor, Jr. oder Hochfrequenzwissenschaftler wie Prof. Ulrich L. Rohde oder Offiziere wie Loren Gregory Windom um nur einige zu nennen, als Teilnehmer am Amateurfunkdienst.
Prominente Funkamateure (Physiker, Astronauten, Professoren, Astronomen, Autoren, Unternehmer, Nobelpreisträger, Astrophysiker, Piloten, Kosmonauten, Nachrichtentechniker, Radioastronomen, Ärzte, Informatiker, Mathematiker, Naturwissenschaftler, Ingenieure und viele andere) finden sich in der Liste prominenter Funkamateure – Wikipedia . Sie werden erstaunt sein welche Namen da so auftauchen!
Selbst die Internationale Raumstation (ISS)
Bildquelle: Internationale Raumstation – Wikipedia
oder die Neumayer Station III in der Antarktis, verfügen über Amateurfunkstellen und können über den Amateurfunkdienst erreicht werden!
Bildquelle: Neumayer-Station III – Wikipedia
Auch das Hauptquartier der Vereinten Nationen (UN) betreibt eine eigene Amateurfunkstelle .
Bildquelle: 4U1UN
Übrigens, als Pionier der deutschen Funktechnik gilt Jonathan Zenneck, der mehr oder weniger völlig unbekannt ist. Sein Denkmal steht direkt an der Nordseeküste in der Nähe des Ortes Döse, wo Zenneck von 1898 – 1900 die ersten Experimente mit Funktechnik durchführte.
Bildquelle: Jonathan Zenneck – Wikipedia
(jw)